Joana
Sie verließ ihre Heimat Portugal, um als Krankenschwestern in Leipzig zu arbeiten. Hier spricht sie über das große Abenteuer.
Im Jahr 2020 habe ich meinen Abschluss in Portugal gemacht, aber die Arbeitsbedingungen dort sind sehr hart. Die Arbeitsbelastung, die Extra-Arbeitszeiten, die oftmals nicht bezahlt werden und die schlechte Bezahlung an sich – das hat mir nicht zugesagt. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich einige Freunde, die bereits in Deutschland lebten und immer sehr positiv über ihre Arbeit sprachen. Einer von ihnen war sogar in Leipzig in einem anderen Krankenhaus tätig und da dachte ich mir: „Einen Versuch ist es wert!“
Ich habe eine Agentur gefunden, die sich um die Bürokratie kümmerte und habe acht Monate vor meinem Arbeitsbeginn in Portugal mit einem Deutschkurs angefangen. Ich dachte auch, dass ich gut Deutsch kann, bis ich dann zum ersten Mal mit einem Sachsen ein Gespräch geführt habe. Der Dialekt war und ist manchmal noch eine Herausforderung – aber eine gute! Nicht nur meine Kolleginnen und Kollegen, sondern auch die Patientinnen und Patienten sind diesbezüglich sehr lieb und hilfsbereit. Sie alle bringen mir neue Redewendungen bei oder korrigieren meine Fehler.
Inzwischen sind wir eine kleine Gruppe von Leuten, die manchmal zusammen kochen und sich auch privat treffen.
Natürlich hat man immer bestimmte Klischees im Kopf, wenn man in ein anderes Land kommt. In Portugal denkt man zum Beispiel, dass die Deutschen sehr ernst und eher unfreundlich seien. Das kann ich überhaupt nicht bestätigen. Im Gegenteil: Ich habe mich in Leipzig gleich wohlgefühlt. Es ist eine große und gleichzeitig familiäre Stadt. Ich wurde von allen im Krankenhaus sehr nett aufgenommen und das hat die ersten Wochen, in denen ich meine Familie sehr vermisst habe, leichter gemacht. Mittlerweile sind wir eine kleine Gruppe von Leuten, die manchmal zusammen kochen und sich auch privat treffen.
In Portugal denkt man übrigens auch, dass die deutsche Bürokratie sehr schnell sei. Ich habe schnell gelernt, dass dem nicht so ist – aber sie ist immer noch schneller als die in Portugal.
Ich fühle mich hier nicht nur sehr gut integriert, sondern freue mich auch, dass wir mit ausreichend Personal arbeiten dürfen, die Bezahlung gut ist und ich keine unbezahlten Überstunden machen muss. Das ist auch der Grund, warum so viele meiner Landsleute gern nach Deutschland kommen und hier in der Pflege arbeiten. Die Lebensqualität ist besser und die Arbeit am Patienten unterscheidet sich nicht wirklich von der in Portugal. Am meisten vermisse ich aber das Wetter in meinem Heimatland und freue mich jedes Jahr auf den Sommer.